Segensrad

Segensrad

Der Prototyp des Segensrads wurde von der Segen.Servicestelle ausgeliehen, der Erbauer ist unbekannt. Hier folgt der Versuch einer Anleitung zum Nachbauen. Erforderlich sind etwas handwerkliches Geschick und an mindestens einer Stelle Improvisation. Ein Akkuschrauber, eine Fuchsschwanzsäge, Schraubenschlüssel und eine Stichsäge reichen theoretisch aus, mit Kappsäge, Standbohrmaschine und Oberfräse geht es deutlich leichter.

Materialliste

  • 5 Stk. Leimholzplatte Kiefer, 800 x 200 x 18 mm (1)
  • 1 Stk. Multiplexplatte 1000 x 1000 x 12mm (2)
  • Rahmenholz 200 x 7,4 x 7,4 cm, Fichte, gehobelt (3)
  • Rahmenholz 200 x 7,4 x 5,4 cm, Fichte, gehobelt (4)
  • 3-Schichtplatte Fichte, 1.000 x 500 x 19 mm (5)
  • 50 Stk. Spax Schrauben 4 x 30
  • Polypropylen-Seil, 6mm stark, ca. 250 cm, gelb oder jede andere Farbe. Wer auf Plastik verzichten möchte, greift hier zu Jute. (6)
  • 1 Stk. Umlenkrolle (7)
  • 12 Stk. Klemmbrett-Klemmen (8)
  • 24 Stk. Messingschraube 3 x 12mm (8a)
  • Acrylfarbe in Regenbogen-Farben, Klarlack (9)
  • Scharnier (10)
  • 2 Stk. Augplatten (11)
  • 1 Stk. Türstopper (12)
  • Gewindestange 10mm Ø, die Länge hängt von der gewählten Lagerung ab (siehe unten)
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Alle Grössenangaben, insbesondere von Rad-Durchmesser und Höhe des Pfostens, können variiert werden, einzig die Basis sollte nicht kleiner gewählt werden, damit das Segensrad stabil steht.

Basis

Die Leimholzplatte Kiefer (1) bilden die Basis. Zwei der vier Bretter werden in 4 Stk. 30 x 20 cm und 4 Stk. 10 x 20 cm zersägt. Das fünfte Brett wird später für den Bremsmechanismus gebraucht.

Die Einzelteile werden zu zwei durchgehenden Lagen mit jeweils zwei Sockeln zusammengesetzt, so dass ein Kreuz entsteht. Die Schrauben werden jeweils versteckt von unten verschraubt. Mit etwas mehr Zeitaufwand, aber im Endergebnis schöner, werden die Löcher mit einem Senkbohrer vorgebohrt und gesenkt. Wer sich sicher ist, dass er keine Fehler macht und die Basis sicher nicht mehr auseinander nehmen muss, der verleimt die einzelnen Flächen bevor sie verschraubt werden.

Basis von oben
Basis von unten
Montierte Basis

Jetzt ist ein guter Moment, die Mitte der Basis zu markieren, damit der Halter für den Pfosten später leichter positioniert werden kann.

Markierung für den Pfostenhalter

Der Pfosten wird auf der Mitte der Basis zu stehen kommen (40cm, 10cm) und für die exakte Positionierung wird ein Quadrat 11,4 x 11,4cm um diese Mitte aufgezeichnet (parallel zu den Kanten der Basis, sonst steht das Segensrad später verdreht darauf).

Halterung für den Posten

Aus der 3-Schicht-Platte (5) wird die Halterung gefertigt, dafür wird 4-mal dasselbe Teil benötigt. Die Variante mit dem Radius ist etwas aufwändiger zu fertigen, sieht aber im Endergebnis schöner aus. Die Variante mit der schrägen Kante geht vermutlich deutlich schneller.

Diese Variante ist schneller zu sägen

Die einfache Variante ist hoffentlich selbsterklärend, daher hier nur ein paar Worte zu der aufwändigeren. Es lohnt sich, aus einem dünnen Stück Restholz eine Schablone zu fertigen und dann z.B. mit einer Oberfräse und einem Kopierfräser die vier Teile herzustellen. Der exakte Radius ist dabei nicht so wichtig, vielmehr muss darauf geachtet werden, dass die obere Kante exakt 9,5cm lang ist, denn die bestimmt später, wie gut oder schlecht der Pfosten in der Halterung sitzt.

Die vier Einzelteile werden so miteinander verschraubt, dass in der Mitte eine 7,5 x 7,5 cm (± 1mm) Aufnahme für den Pfosten entsteht.

Die montierte Halterung

Die fertige Halterung wird jetzt auf der Basis montiert, so dass sie in der vorher markierten Mitte sitzt. Die Löcher für die Schrauben unbedingt vorbohren, da die Stirnseiten leicht ausbrechen.

Pfosten-Kreuz

Die Balken (3) und (4) bilden ein Kreuz, welches mit einer Überblattung stabil und rechtwinklig zusammen gesetzt wird. Die Überblattung kann man mit Fuchsschwanzsäge und Stechbeitel oder mit der Kappsäge herstellen. Eine Anleitung, wie das mit der Kappsäge geht, gibt es auf YouTube.

Die Höhe der Verbindung und damit auch des Rades kann frei gewählt werden. Der Querbalken (4) wird auf 9ocm gekürzt. Falls eine niedrigere Verbindung und ggf. ein kleineres Rad gewählt werden, kann der senkrechte Balken entsprechend gekürzt werden. Wichtig ist, dass der senkrechte Balken von der Achse nach oben gemessen höher ist als die Oberkante des Rades, da der Bremsmechanismus von oben herab kommen muss und entsprechend Platz braucht.

Überblattungs-Masse des Querbalkens
Überblattungs-Masse des senkrechten Balkens
Senkrechter Balken

Bevor die beiden Balken miteinander verbunden werden muss noch das Loch für die Achse gebohrt werden.

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Beim Thema Achse und Lagerung derselben ist Improvisation gefragt. In dieser Version des Segensrads wurde ein Gehäuse-Kugellager verwendet, das fest mit dem Rad verbunden und auf die Achse (10mm Gewindestange) gesteckt ist. Leider hat das Kugellager zu viel Spiel, so dass das Rad insgesamt eiert. Das wiederum macht das Ausrichten der Bremsvorrichtung oben am Rad etwas mühsam. Besser wäre vermutlich ein Rollenlager, welches ggf. am senkrechten Pfosten montiert werden sollte.
Verbindung der Balken mit Loch für die Achse

Beim Bohren des Achs-Loches ist Genauigkeit gefragt. Am besten geht das mit einer Ständerbohrmaschine, vorausgesetzt es ist genug Platz, um die etwas unhandlichen Balken exakt zu positionieren. Wenn das nicht möglich ist, dann sollte mindestens eine Bohrhilfe verwendet werden. Freihändig wird das Achs-Loch vieles, nur nicht rechtwinklig.

Die Überblattung sollte von sich aus stramm sitzen, wenn genau gesägt wurde, ansonsten darf hier bei der Endmontage mit Leim nachgeholfen werden.

Das Rad

In dieser Version hat das Rad, welches die Segenskarten trägt, einen Durchmesser von 80cm. Dieses wird aus der Multiplexplatte (2) gesägt. Das kann man entweder freihändig mit der Stichsäge machen oder die Stichsäge an einer 40cm langen Schnur befestigen, welche mit einem Nagel am Mittelpunkt fixiert wird. Am genauesten (und damit natürlich am aufwändigsten) geht es mit der Oberfräse und einem Fräs-Zirkel.

Das Rad aus einer Platte sägen

Der Nagel in der Mitte ist in jedem Fall eine gute Idee, denn bevor das Loch für die Achse gebohrt wird, sollten noch die Segmente (12 x 30 Grad) vorgezeichnet werden.

12 Segmente für 12 Segenshalter

Die Segmente werden nach Belieben mit Acrylfarbe z.B. Regenbogen-Farben bemalt. Wenn alles getrocknet ist am Besten mit Klarlack fixieren.

Bevor das Rad auf dem Gestell befestigt wird, müssen noch die Klemmbrett-Klemmen (8) auf die Segmente verteilt und festgeschraubt werden. Hierbei lohnt es sich mit Messing-Schrauben (8a) zu arbeiten, um eine einheitliche Optik zu erhalten.

Egal für welche Achs-Lagerung man sich entscheidet, wichtig ist, dass das Rad sich frei drehen kann und dabei nicht von der Achse rutscht. Nach End-Montage sollte das ungefähr so aussehen:

Segensrad

Je nach Fertigungsgenauigkeit und exakten Holzmassen hat der Pfosten in der Halterung etwas Spiel. Wenn das Segensrad wenig transportiert werden muss, dann darf der Pfosten einfach in der Halterung verschraubt werden. Wer flexibel sein will und Pfosten und Basis separat transportieren möchte, besorgt sich noch flache Holzkeile, um den Pfosten in der Halterung zu sichern.

Bremsmechanik

Aus dem übrigen Kiefernbrett (1) wird der Bremsmechanismus gebastelt - gebastelt deshalb, weil es schwierig ist/war, dafür exakte Maße anzugeben. Zwei Dinge sind wichtig:

  1. Die Montage muss asymetrisch erfolgen, so dass das hintere Ende schwerer ist; dadurch ergibt sich eine automatische Rückholung.
  2. Die Fläche des Türstoppers muss möglichst paralles zur Kante des Rades herunterkommen, d.h. die Drehachse darf nicht zu hoch angesetzt werden.
Der "Bremskopf" von vorne
... und von hinten

Für die "Hecklastigkeit" sorgt ein Reststück des 7,4 x 5.4cm Pfostens (4). Dieses Konstrukt kann z.B. mit einem Stück der 10mm Gewindestange am oberen Ende des senkrechten Pfostens montiert werden:

Bremsvorrichtung schematisch montiert

Fusspedal

Aus einem Rest der 3-Schichtplatte (5) wird jetzt noch ein Fusspedal gesägt. Das kann entweder ein einfaches Rechteck in Fussgröße sein (leicht und schnell zu sägen) oder mit ein bisschen Verspieltheit ein echter Fussabdruck, der barfuß auf das Holz vorgezeichnet wird und dann mit der Stichsäge ausgesägt wird. Das Fusspedal wird mit dem Scharnier am vorderen Ende der Basis angebracht. An die Unterseite wird noch eine Augplatte (11) angebracht, die das untere Ende des Seilzugs aufnimmt.

Fusspedal von unten

Damit der Zeilzug schön hinter dem Segensrad vorbeiläuft, wird am senkrechten Pfosten noch eine Umlenkrolle angebracht. Diese sollte in einer Flucht mit der Augplatte liegen, was - je nach Form des Fusspedals - nicht zwingend die Mitte des Pfostens ist.

Das Seil wird hinter dem Segensrad nach oben geführt und durch ein Loch im Bremsmechanismus gefädelt. Auf der oberen Seite nimmt die zweite Augplatte (11) das Seil auf. Bei der Länge des Zeilzugs ist zu beachten, dass das Fusspedal im Ruhezustand nach oben zeigt und so viel Weg nach unten zurücklegen kann, wie der Abstand des Türstoppers vom Rad beträgt.